Betonbewehrung aus Stahl wird heutzutage auf nahezu jeder Baustelle genutzt. Es gibt jedoch auch genügend Anwendungsbereiche, bei denen diese herkömmliche Bewehrung aus verschiedenen Gründen nicht verwendet werden kann oder darf. Ein Beispiel ist die neue Fusionsreaktor-Forschungsanlage COMPASS-U des Instituts für Plasmaphysik der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, die derzeit in Prag entsteht. Dieser Tokamak genannte Reaktor stellt einen wichtigen Baustein im europäischen Forschungsprogramm dar, dessen Fernziel in der Gewinnung der vieldiskutierten Fusionsenergie liegt. Mit der Versuchsanlage soll erforscht werden, wie sich mittels neuer Technologien Hochtemperaturplasmen in einem starken Magnetfeld einschließen lassen.
Spezielle Bewehrung für spezielle Anwendungen
Damit dieses Magnetfeld ungestört erzeugt werden kann, werden an die umliegenden Gebäudestrukturen hohe Anforderungen gestellt. So darf beispielsweise die Bewehrung der umliegenden Gebäudehülle weder magnetisch noch elektrisch leitfähig sein, um Interferenzen, Störströme und verfälschte Messergebnisse zu verhindern. Hier kam unsere Glasfaserkunststoffbewehrung (GFK) FIBERNOX® V-ROD der PohlCon-Marke H-BAU Technik ins Spiel: Sie ist durchlässig für Magnetfelder und Funkfrequenzen und entspricht damit allen Vorgaben.
Das volle Programm
Anfängliche Überlegungen basierten darauf, lediglich die Bodenplatte mit GFK-Bewehrungen auszuführen. Da die metallfreie Alternative allerdings überzeugen konnte und aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen ohnehin Neuberechnungen der Statik notwendig waren, wurden auch die Stützen und Durchstanzbewehrungen mit glasfaserverstärktem Kunststoff realisiert. Insgesamt kamen so bis Ende 2022 in Prag 6.000 m FIBERNOX® V-ROD Bewehrungen zum Einsatz sowie mehr als 430 Doppelkopfbolzenstäbe mit 190 mm Länge und 80 nichtmetallische Abstandhalter in je zwei Meter Lieferlänge.
100 Jahre Lebensdauer
Doch auch bei anderen Anwendungsbereichen spielt FIBERNOX® V-ROD seine besonderen Stärken aus: Die aus speziellen E-CR-Glasfasern und einem hochdauerhaften Vinylesterharz hergestellten Bewehrungen sind dauerhaft korrosions- und alkalibeständig, wodurch ihre nutzbare Lebensdauer auch in herausfordernden Umgebungen bei 100 Jahren und mehr liegen kann. Fast ausschließlich werden inzwischen kanadische Autobahnbrücken, auf denen teilweise bis zu sechs Monate im Jahr Streusalz aufgebracht wird, mit GFK-Bewehrungen errichtet.
Geeignet für sensible Infrastruktur
Ein weiterer Vorteil liegt in der geringen thermischen Leitfähigkeit, die in etwa einem Hundertstel derjenigen von Stahl entspricht. Deshalb kommt die Technologie beispielsweise bei Sandwichankern für isolierte Wände im Fertigteilbau zum Tragen. Für Christoph Spitz, GFK-Produktmanager bei PohlCon, sind „GFK-Bewehrungen Problemlöser für besondere Anwendungen, bei denen die typischen Eigenschaften von Vorteil sind oder den Einsatz einer Bewehrung überhaupt ermöglichen“. Für sensible und hochanspruchsvolle Bauprojekte wie Brücken, Tunnel, Krankenhäuser, Flughäfen oder eben Forschungsanlagen ist die GFK-Bewehrung deshalb immer öfter das Mittel der Wahl.